Museum der Phantasie
Museum (Lat: 47.873; Long: 11.289)
Museum der Phantasie - der Traum von einem Museum wird wahrMit seiner schwarzen Binde über dem linken Auge erinnerte Lothar-Günther Buchheim viele an einen Piraten. Wie ein solcher konnte er auch zornig austeilen. Lange hatte sich der Sammler und Autor Buchheim mit den Behörden gestritten. Er suchte einen passenden Ausstellungsort für seine umfangreiche Sammlung, die neben einer großen Anzahl von Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Druckgrafiken wichtiger Expressionisten auch Volkskunst und Kunsthandwerk aus aller Welt enthält.
Buchheim war Maler und Schriftsteller. Bekannt wurde er vor allem durch seinen Roman: Das Boot, der erfolgreich verfilmt wurde und zu einem der bekanntesten deutschen Filme zählt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfasste er Bücher über bedeutende zeitgenössische Künstler, wie Picasso, Beckmann und Otto Müller. Diese Maler wurden während der Naziherrschaft als entartete Künstler verfemt und waren deshalb der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt. Damals begann Buchheim mit dem Sammeln von Werken der Expressionisten, etwa von Heckel, Jawlensky, Kirchner und anderen. Die Bilder waren damals noch zu relativ erschwinglichen Preisen zu erwerben. Dazu kamen später Werke der Pop-Art, afrikanische Masken, Karussellpferde, Fundstücke von Jahrmärkten und eine umfangreiche Sammlung von "Schneegestöbern". Der Wert seiner Sammlung wird heute auf mehr als 100 Mio. Euro geschätzt.
Zunächst versuchte Buchheim, die Ausstellung im Lehnbruck-Museum in Duisburg unterzubringen. Er zerstritt sich jedoch mit der Stadtverwaltung. Danach gab es Überlegungen, die Sammlung an Weimar zu geben. Darüber informierte Buchheim Ministerpräsident Stoiber, worauf dieser initiativ wurde, um die Sammlung in Bayern zu halten. Als Standort war das Gelände der Maffeivilla in Feldafing vorgesehen. Die Planungen waren schon weit gediehen, als die kleine Gemeinde gegen das Projekt Sturm lief. Vor allem viele Nachbarn sprachen sich gegen ein Museum aus. Sie fürchteten hohes Verkehrsaufkommen, Lärm und Parkplatzprobleme. Und auf keinen Fall wollten sie dem als "Poltergeist von Feldafing" bekannt gewordenen Mitbürger entgegenkommen. Man fand ein Ausweichgelände im benachbarten Bernried. Der Architekt Günter Behnisch modifizierte die ursprüngliche Planung des mehrgliederigen Gebäudekomplexes und passte sie dem neuen Gelände an.
Wer sich dem Museum vom Parkplatz her nähert, sieht linker Hand einen ehemaligen Militärhubschrauber, den die DDR Grenztruppen einst für Kontrollflüge an der innerdeutschen Grenze eingesetzt haben. Nachdem er ausgemustert worden war, kaufte ihn ein Privatmann als Spielhaus für seine Enkel. Zwei Galeristen kamen auf die Idee, das Fluggerät zu einem Kunstwerk umsprayen zu lassen. Der Graffitikünstler Won ABC und vier seiner Kollegen haben das Kunstwerk in drei Wochen geschaffen. Wem als regelmäßigen S-Bahnfahrer die Motive bekannt vorkommen, liegt nicht einmal so falsch. Won ABC hat früher illegal Züge besprüht und wurde deshalb von der Bundesbahn auf Schadensersatz in sechsstelliger Höhe verklagt. Hätte die Bahn die besprühten Blechteile abmontiert und würde sie heute auf dem Kunstmarkt verkaufen, dann hätte sie sicher ein gutes Geschäft gemacht.
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