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Bismarckturm

Profanbau (Lat: 47.9428; Long: 11.3432)

Der Bismarckturm - Denkmal ausgerechnet für einen Saupreis'n

Man muss kein profunder Kenner der bayerischen Volksseele sein, um zu wissen, dass die Bayern den Preußen in früheren Zeiten nicht besonders wohl gesinnt waren. Wer die Romane von Oscar Maria Graf kennt, weiß, dass vor allem die Leute vom Starnberger See ein äußerst gespanntes Verhältnis zu den Menschen im Norden hatten. Deshalb muss es den Bewohnern hier besonders gegen den Strich gegangen sein, dass ausgerechnet auf ihrer Gemarkung der allererste Bismarckturm im Kaiserreich errichtet werden sollte. Initiatoren waren allerdings nicht die Leute vom See, sondern der Maler Franz von Lenbach. Lenbachs Interesse dürfte dabei nicht ganz uneigennützig gewesen sein. Der "eiserne Kanzler" war ein guter Kunde seines Ateliers und hatte mehrere Porträts bei Lenbach in Auftrag gegeben. Offiziell wollte man Otto von Bismarck dafür ehren, dass er die Reichsgründung vorangetrieben hatte. Aber es könnte auch einen anderen Grund für die Würdigung gegeben haben: Bayern war aufgrund der exzessiven Bautätigkeit seines Märchenkönigs hoch verschuldet. Es drohte tatsächlich der Bankrott des ganzen Staates. Im November 1870 schrieb der preußische Gesandte in München an Bismarck: "Ganz Geheim! Der König von Bayern ist durch Bauten und Theater in große Geldverlegenheit geraten. Sechs Millionen Gulden würden ihm sehr angenehm sein." Sechs Millionen waren es am Ende nicht, aber immerhin 300.000 Reichsmark, die Bismarck über geheime Kanäle in die Privatschatulle des bayerischen Königs lenkte. Im Gegenzug erklärte sich Ludwig bereit, die Kandidatur von König Wilhelm I. von Preußen zum deutschen Kaiser zu unterstützen. Das Geld stammte, wie wir heute wissen, aus dem geheimen Welfenfond, den Bismarck zuvor dem abgesetzten König von Hannover entwendet hatte.

Vermutlich waren Prinzregent Luitpold die Hintergründe bekannt und er unterstützte den neugegründeten Verein deshalb mit einer privaten Spende von 5.000 Reichsmark. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die zeitliche Koinzidenz: Bismarck war am 18. März 1890 von Kaiser Wilhelm II. "gefeuert" worden, die konstituierende Sitzung des Fördervereins fand am 7. Juni 1890 statt. Gerade einmal zweieinhalb Monate später. Wollten womöglich die Bayern diesem damischen Kaiser im fernen Berlin einen Denkzettel verpassen?

Als Standort wurde die Rottmannhöhe bei Berg ausgewählt, da sie mit der Zuglinie München-Starnberg für Ausflügler ideal zu erreichen war. Auch der Dampfersteg von Leoni lag günstig. 1896 begannen die Bauarbeiten an dem dreißig Meter hohen Turm. Sie wurden drei Jahre später abgeschlossen. Am 1. Juli 1899 konnte das Monument in Anwesenheit von Honoratioren aus Politik und Gesellschaft feierlich eingeweiht werden. Auf diversen Bronzetafeln und Inschriften finden sich Sinnsprüche zur Reichsgründung.

So schön die Aussicht von der Turmspitze wäre - der Turm kann leider nicht bestiegen werden.

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