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Freyung

Profanbau (Lat: 48.5365; Long: 12.1584)

Ein Steuerparadies im Mittelalter

Will eine Gemeinde Handwerker und andere Gewerbetreibende dazu bewegen, sich bei ihr anzusiedeln, so muss sie ihnen entsprechende Anreize bieten: Bauland, gute Infrastruktur, günstige Gewerbesteuer.

Das war im Mittelalter nicht anders. Schließlich warben viele Fürsten um fähige Handwerker und Kaufleute mit guten Handelsbeziehungen. Wir würden heute sagen: Vorzeigebetriebe.

Herzog Heinrich XIV. sah das genau so und ließ deshalb 1338 ein neues Stadtviertel anlegen. Die Freyung. Der Name war Programm: Wer als Neubürger zuzog, sollte für 10 Jahre keine Steuern zahlen - war also von den Abgaben befreit. Womit mal wieder bewiesen wäre: Steuerparadiese sind keine Erfindung unserer Zeit.

Aber auch damals gab es nichts geschenkt - schon gar nicht, wenn man es mit jemandem wie dem Herzog Heinrich XIV. zu tun hatte. Im Gegenzug für die Steuerprivilegien mussten die Neubürger das Sumpfgebiet trockenlegen und die Stadtmauer um das neue Stadtviertel erweiterten.

Schon ein Jahr nach Gründung wurde ein Jahrmarkt eingerichtet. Wer heute von "Jahrmarkt" spricht, denkt eher an einen Vergnügungspark oder ein Volksfest. Im Mittelalter war der Jahrmarkt eines der wichtigsten Ereignisse im Jahresablauf. Nicht nur lokale Produzenten, wie Handwerker und Bauern boten ihre Waren an, die Märkte wurden regelmäßig auch von Fernkaufleuten besucht. Informationen wurden ausgetauscht, Gerichtstermine abgehalten und falls das Urteil entsprechend ausfiel, danach auch gleich die Hinrichtung vollzogen.

Die heutige Bartlmädult ist nur noch ein bescheidenes Überbleibsel des mittelalterlichen Jahrmarkts. Auch der Haferlmarkt im Herbst und der Christkindlmarkt vor Weihnachten erinnern an die Ursprünge.

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