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Neustift

Profanbau (Lat: 48.408; Long: 11.7567)

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Freising-Neustift

Die heutige Pfarrkirche St. Peter und Paul gehörte bis zur Säkularisierung im Jahr 1803 zum Prämonstratenser Kloster Neustift, dessen Ursprünge auf das Hochmittelalter zurückgehen.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche schwer beschädigt, konnte aber noch während des Krieges wieder aufgebaut werden. Mitte des 18. Jahrhunderts erhielt dann der kurfürstliche Hofbaumeisters Giovanni Antonio Viscardi den Auftrag zur Planung einer neuen Klosterkirche. Viscardi war bekannt geworden durch seine Arbeiten für den Bürgersaal und die Dreifaltigkeitskirche in München. St. Peter und Paul gilt als sein Spätwerk. Die Bauausführung übernahm der Freisinger Hof- und Stadtmaurermeister Giovanni Giacomo Maffioli. Er sollte die vorhandene Bausubstanz fast vollständig abtragen. 1751 konnte die Kirche geweiht werden. Doch noch im selben Jahr beschädigte ein Brand die Anlage schwer. Dabei stürzte das steile Tonnengewölbe im Langhaus ein. Bei den anschließenden Reparaturarbeiten hat ein bisher nicht bekannter Architekt den hochbarocken Viscardi-Bau im Rokokostil umgestaltet. Der Maler Johann Baptist Zimmermann übernahm die Fresken im Langhaus und im Chor. Seine Bilder erzählen die Lebensgeschichte von Norbert von Xanten, dem Gründer des Prämonstratenserordens.

Im Gemälde über dem Chor wird Norbert durch die Mutter Gottes eingekleidet. Das große Fresko im Langhaus zeigt Norbert mit drei Gefährten auf den Steinstufen vor seiner Klause, wie er auf ein Zeichen Gottes wartet. Der Herrgott soll ihm sagen, ob hier der richtige Ort für die Gründung eines Klosters ist. Nach der Überlieferung hatte einer der Gefährten dabei eine Vision: Er sah Christus am Kreuz und zahlreiche Pilger, die zu diesem Ort herbeiströmten. War das nicht das erwartete Zeichen? Ganz anders das Bild über der Orgel: Die Gartenidylle könnte als Sinnbild für die kultivierende Kraft der Chorherren gedeutet werden. Ignaz Günther schuf 1765/66 den prachtvollen Hochaltar samt Tabernakel, den Abtsitz, das Chorgestühl und die beiden östlichen Seitenaltäre. Der Hochaltar mit seinen sechs monumentalen Säulen und dem sich darüber erhebenden Altarauszug mit der Dreifaltigkeit dominiert den Kirchenraum. Gottvater legt seine Hand mit dem Zepter auf die Weltkugel. Über allem schwebt der Heilige Geist. Christus hält in der Hand die Krone für seine Mutter Maria bereit, deren Einzug in den Himmel auf dem Altarblatt dargestellt wird. Am Fuß des Altars stehen der Ordensgründer Norbert und der Heilige Augustinus. Letzterer hält ein von einem Pfeil durchbohrtes flammendes Herz in der Hand. Beide zertreten ketzerische Bücher, aus denen Schlangen und Nattern züngeln. Der Tabernakel wurde von Ignaz Günther in Gestalt eines Rundtempels mit Säulen, Giebel und einer Kuppel gestaltet. Links vom Altar befindet sich unter einer goldenen Krone und vor einem blauen Baldachin der Sitz des Abtes.

Nach der Säkularisierung von 1803 erlebte die Klosteranlage eine wechselvolle Geschichte. Zunächst wurde sie als Kaserne zweckentfremdet. Ab 1906 war eine Textilfabrik hier untergebracht. Zwar sorgen seit der Renovierung von 1986 keine Domherren mehr für die göttliche Ordnung, dafür tun die Mitarbeiter des Landratsamts ihr Bestes, dass die weltliche Ordnung eingehalten wird.

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