Schloss Taufkirchen
Profanbau (Lat: 48.3448; Long: 12.1342)
Schloss Taufkirchen - wie eine Seerose mitten im SeeVermutlich haben bereits zur Zeit der Christianisierung im 7. und 8. Jahrhundert ein paar unerschrockene Mönche hier in dem sumpfigen Ufergelände der Vils eine hölzerne Taufkapelle errichtet, in der sich heidnische Bauern taufen ließen. Dies würde auf jeden Fall den Namen des Ortes erklären.
Eine erste urkundliche Erwähnung eines Schlosses findet sich in einem Dokument des Bischofs von Freising aus dem Jahr 1263. Mehr ist aus dieser Zeit nicht bekannt. Erst ein Jahrhundert später wurden neue Besitzer genannt: Die Edlen von Fraunberg. Sie konnten das Schloss Taufkirchen für zwei Jahrhunderte im Besitz halten.1554 kaufte der Kaufmann Hans Jakob Fugger, ein Spross aus der Augsburger Kaufmannsdynastie, das Schloss, das im Lauf der Jahrhunderte ziemlich heruntergekommen war und setzte es wieder instand. Die Zeiten waren unruhig. Im Schmalkaldischen Krieg kämpften Protestanten gegen Kaiser Karl V.. Fugger ließ damals den Zwinger anlegen, damit das Schloss bei einem Angriff besser verteidigt werden konnte. Während der Ägide der Fugger entstanden auch die prächtige Schlosskapelle und das Brauhaus.
Im Dreißigjährigen Krieg, v.a. in den Jahren nach 1632, wurde die Gegend um Taufkirchen abwechselnd von Schweden, Kaiserlichen und Franzosen besetzt. Jeder plünderte, was die Vorgänger noch übriggelassen hatten. Bald war das Vermögen der Fugger aufgezehrt und sie konnten das Schloss nicht mehr halten. 1658 wurde es zwangsversteigert. Zwanzig Jahre später erwarb Reichsfreiherr Johann Ferdinand von Puech den gesamten Besitz. Seinem Sohn Adam gelang es, weitere Besitztümer dazuzukaufen.
Ein gewisses Marketinggeschick kann man diesem Sohn Adam nicht absprechen. Dem Baron war nicht entgangen, dass im benachbarten Dorfen die dortige Wallfahrt in voller Blüte stand. Die hungrigen und durstigen Pilger spülten reichlich Geld in die Kassen der dortigen Brauereien. Ein solches Geschäft war verlockend. Dummerweise hatte Taufkirchen keine Reliquien, die eine Wallfahrt hätten begründen können. Kurzentschlossen reiste Adam von Puech 1695 nach Rom und erwarb die Gebeine eines unbekannten Toten aus den dortigen Katakomben. Hauptsache die morschen Knochen stammten aus der Ewigen Stadt. Selbstverständlich brauchte ein Heiliger auch einen Namen. Man verfiel auf den Namen Viktor - und so bekam Taufkirchen seinen Heiligen Viktor. Trotz seines eigenen Heiligen war Adam kein Nachkomme vergönnt. Er starb 1722 kinderlos. Danach gingen Schloss und Ländereien durch zahlreiche Hände. Kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs drohte die Zerschlagung des gesamten Besitzes. Taufkirchner Bürger gründeten daraufhin eine Genossenschaft und diese übernahm das Anwesen. 1919 ging das Schloss über an die Landesarmenanstalt, die es zu einer Einrichtung für pflegebedürftige Personen umbaute. Zeitweise beherbergte es auch ein Krankenhaus für Psychiatrie. Seit Mitte der 90iger Jahre des letzten Jahrhunderts sind die sorgsam renovierten Räume des Wasserschlosses wieder ein Ort für Kunst und Kultur - Sankt Viktor sei Dank.
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