Dreißigjähriger Krieg
Schauplatz (Lat: 48.3075; Long: 11.9066)
Erding und der Dreißigjährige Krieg - Leid ohne EndeNoch tobte der Krieg in weiter Ferne, aber Erding bereitete sich 1618 vorsorglich schon einmal auf kommende Schwierigkeiten vor. Ob die angeordneten Maßnahmen jedoch geeignet waren, aggressive Feinde abzuschrecken, darf bezweifelt werden: Ein herzoglicher Erlass ordnete lediglich an, dass an allen Sonn- und Feiertagen im Oktober und November ein zehnstündiges Gebet für den Frieden abzuhalten war. Außerdem war das Tanzen, waren Saitenmusik und gesellige Spiele verboten.
Schon schnell spürten auch die Erdinger die Lasten des Krieges: Zweimal - 1620 und 1623 - mussten die Bürger je 7.000 Gulden an Kriegssteuern entrichten. Das war das sechshundertfache eines Jahreslohns eines Oberknechts - die Summe entsprach also ca. 20 Mio. Euro.
1632 drangen die Schweden bis Erding vor, nahmen die Stadt ein, brandschatzten sie, zündeten mehr als hundert Häuser an und erschlugen mehr als einhundert Bürger. Als wäre das nicht genug gewesen, suchte auch noch die Pest die Stadt heim und forderte zahlreiche Todesopfer.
Im darauffolgenden Jahr mussten die Erdinger die Einquartierung kaiserlicher Truppen hinnehmen. Die Soldaten benahmen sich auch nicht besser als echte Feinde.
Zwei Jahre später wurde die Stadt Opfer einer Hinterlist. Ein Trupp berittener Kroaten tauchte am Münchner Tor auf und bettelte um Wasser. Während die Torwachen ihnen zu trinken gaben, stahlen die Kroaten den Schlüssel und drangen damit in die Stadt ein und zogen erst wieder ab, nachdem sie zahlreiche Häuser geplündert und in Brand gesteckt hatten. Zu aller Not kamen im selben Jahr erneut die Schweden. Auch sie plünderten die Stadt. Wieder sanken über hundert Häuser in Schutt und Asche.
Das schlimmste Jahr war ausgerechnet das letzte Kriegsjahr 1648. Während in Münster die Kriegsparteien bereits über einen Friedenschluss verhandelten, kamen die Schweden erneut nach Erding. Sie forderten Lösegeld von der Stadt, das der Magistrat in letzter Minute mithilfe eines Kredits des Kurfürsten aufbringen konnte. Die Stadt schien gerettet. Doch daraufhin rückten französische Söldner an, die womöglich mit den Schweden unter einer Decke steckten.
Als der kaiserliche Feldherr Piccolomini über Vilsbiburg auf Erding vorrückte, plünderten die Franzosen, was die Vorgänger von der Stadt noch übrig gelassen hatten und zündeten die Stadt erneut an. Bis auf die Kirchen und ganz wenige Häuser wurde die Stadt vollständig eingeäschert. Ähnlich ging es den umliegenden Gemeinden Altenerding und Langengeisling.
Doch die Erdinger entpuppten sich als wahre Stehaufmännchen. Eine Stadtansicht Merians aus dem Jahr 1665 zeigt das Bild einer unversehrten Stadt. In weniger als zwanzig Jahren hatten die Erdinger alle Kriegsschäden beseitigt und die Stadtmauer erneuert.
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