Bierkrieg
Schauplatz (Lat: 48.2729; Long: 12.1503)
Der Dorfener Bierkrieg - beim Bier wird's ernst - bierernstIm Jahr 1910 drohte der Bevölkerung von Dorfen einiges Ungemach. Zum einen erwartete man mit dem Erscheinen des Halley'schen Kometen den Weltuntergang -wobei Dorfen natürlich nicht verschont worden wäre - zum anderen wurde der Preis für die Maß Bier von 24 auf 26 Pfennige erhöht.
Augenblick mal: Von 24 auf 26 Pfennige, das sind nach Adam Riese und Schmalz im Rechenbuch .... macht 1 ... behalte 2 im Sinn - das sind satte 8,3 %. Das konnte man sich nicht bieten lassen. Was blieb denn da noch in der Lohntüte für die hungrigen Mäuler zuhause, wenn der Vater am Zahltag wie üblich im Wirtshaus einkehren wollte?
Den Dorfenern ging dies so gegen den Strich, dass sie in öffentlichen Bekanntmachungen zu einem Boykott der örtlichen Brauereien aufriefen. "Trinkt kein Bier mehr! Die Festlichkeiten, Hochzeiten und Leichentrunke sollen für die Dauer des Streikes aufgehoben werden." "Wir gehen einer ernsten Sache entgegen. Einigkeit, Zusammenhalt und Ausdauer ist unsere Devise", so hieß es im Aufruf.
Die Brauerei Bachmayer begann daraufhin, ihre Ware teilweise wegschütten, was die durstigen Gemüter noch mehr in Wallung brachte. Nachdem die Brauer kurzzeitig nachgegeben hatten, kehrten sie nach einem Treffen in Mühldorf wieder zum erhöhten Bierpreis zurück.
Es blieb nicht beim Boykott - am 5. Juni 1910 gegen 14 Uhr wurden die Feuerwehren in Dorfen und in der Umgebung alarmiert. Vermutlich angezündet von ausgetrockneten Biertrinkern standen die Waitl-Brauerei und der Jakobmayer in Flammen. Ein Übergreifen auf benachbarte Gebäude konnte nicht verhindert werden. Insgesamt zerstörte das Feuer sieben Gebäude.
Um das Wohl der Feuerwehrleute bedacht, versorgten die Brauer die Männer während der Löscharbeiten ausreichend mit Freibier. Der Alkohol tat seine Wirkung und so kam es in der Nacht zu Krawallen und Schlägereien unter den volltrunkenen Helfern und der Bevölkerung, worauf die Dorfgendarmen einschreiten mussten, um einige besonders rabiate Bürger festzusetzen. Insgesamt wurden 25 Personen verhaftet. Erst als die Brauerei Bachmayer sich bereiterklärte, die Bierpreiserhöhung zurückzunehmen, entspannte sich die Lage. Das Ganze hatte ein juristisches Nachspiel vor dem Landgericht in München. Einer der Rädelsführer erhielt 15 Monate Gefängnis.
Der Halley'sche Komet verschwand, ohne dass die Welt untergegangen ist, der Bierpreis war wieder der alte und die Welt in Dorfen war wieder in Ordnung.
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