Haberfeldtreiben
Ereignis (Lat: 48.1864; Long: 11.8609)
Haberfeldtreiben - Wild-West in Markt SchwabenRecht kalt dürfte es gewesen sein in jener Silvesternacht vom 31.Dezember 1866 auf den 1. Januar 1867. Etwa 40 vermummte Gestalten zogen um Mitternacht lärmend durch die Straßen von Markt Schwaben. Ihr Ziel war die Anhöhe südwestlich des Orts - oberhalb der Straßengabelung, wo es links nach Ebersberg abgeht. Während ihres Zugs durch den Ort feuerten sie ihre scharf geladenen Gewehre ab. Zwar wurde niemand der Anwohner getroffen, aber die Szenerie war beängstigend. Um zu verhindern, dass der Mesner die Glocken der Pfarrkirche sturmläuten lassen konnte, hatten sie die Schlüssellöcher der Kirche mit Werg und Dreck verstopft.
Am Versammlungsort angekommen, begann der Haberfeldmeister gegen ein Uhr morgens mit dem Aufzählen der angeblichen Schandtaten von diversen ortsbekannten Mitmenschen. Der Markt-Schwabener Gendarmerie-Brigadier Elffner wurde durch die Schüsse geweckt, alarmierte seine beiden Kollegen und marschierte los. Wie sie sich dem Versammlungsort näherten, wurden sie von den Haberern beschossen. Darauf feuerten die Gendarmen zurück. Nach kurzem Schusswechsel gaben die Haberer auf und rückten ab in Richtung Poing.
Wie sich bei der polizeilichen Untersuchung herausstellte, wusste der Nachtwächter von Markt Schwaben von dem bevorstehenden Haberfeldtreiben, hatte aber die Gendarmerie nicht unterrichtet. Zeugen war aufgefallen, dass er in besagter Silvesternacht um 10, 11 und 12 Uhr die Wache nicht ausgerufen hatte. In den Folgetagen verhaftete die Polizei mehrere Verdächtige, musste sie aber wieder freilassen, da sie ihnen nichts beweisen konnte. Am 10. Januar 1867 hing ein toter Hund mit einem Zettel im Maul am Aushangkasten des Schwabener Rathauses. In schlechtem Deutsch - vermutlich um die Ermittler auf eine falsche Fährte zu lenken - wurde angedroht, den ganzen Markt und die "Huribande" zu verbrennen.
Der Ort kam danach nicht zur Ruhe. Unbekannte feuerten nächtens Schüsse auf das Wachlokal ab. Drei Kugeln schlugen im Schlafzimmer von Gendarmerie-Brigadier Elffner ein. Da hatte die Obrigkeit genug und schickte polizeiliche Verstärkung. Das Anwesen des Valentin Stadler im nahegelegenen Purfing galt als Stützpunkt der Haberer. Stadler wurde 1866 beim Haberfeldtreiben von der Polizei erwischt und musste ins Gefängnis. Bei seiner Rückkehr ins Dorf wurde er wie ein Sieger begrüßt. Heute befindet sich ein bayerische Gasthof in diesem Haus. Er heißt sinnigerweise "Haberer".
Das war sie also, die gute alte Zeit. Heute erinnert nur noch die Bezeichnung Habererweg an die Unruhen. Er geht vom Marktplatz weg. Auf ihm zogen damals die Haberfeldtreiber durch Markt Schwaben.
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